THX-Standards für Qualität in Kino und Heimkino (2024)

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Ratgeber. THX

16.8.2012 von Reinhard Otter undAndreas Frank

Das THX-Logo kennt fast jeder Heimcineast und Kinogänger. Es ist untrennbar mit der Star-Wars-Saga verbunden, und zwar nicht nur, weil es von Lucasfilm stammt und für eine machtvolle Bild- und Tonqualität steht. Wir werfen einen Blick zurück auf die Entstehung des THX-Standards.

ca. 5:55 Min

Ratgeber

THX-Standards für Qualität in Kino und Heimkino (1)

  1. THX-Standards für Qualität in Kino und Heimkino
  2. THX im Heimkino: Interviews

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"Folgen Deinen Gefühlen Du musst!" Was Meister Joda seinen tapferen Jedi-Rittern im Kampf gegen die dunkle Seite der Macht vermittelt, das gilt auch anderswo. Das Kinopublikum etwa möchte gefühlsbetont mitgerissen werden, wenn Darth Vader mit frostiger Stimme raunzt: "Luke, ich bin Dein Vater". Es stellen sich erst dann Nacken- und Armhaare auf, wenn der Sound so kalt und hohl wirkt wie die schwarze Maske, hinter der sich der verbrannte "Dark Lord" verbirgt.

Star Wars: Erster Film in Dolby Stereo

Der junge Filmemacher George Lucas produzierte 1977 seinen ersten Star-Wars-Film "Krieg der Sterne". Als einer der Ersten nutzte Lucas das damals neue Surround-System "Dolby Stereo", das später als "Dolby Surround" in Heimkino-Komponenten Einzug hielt.

Er musste aber feststellen, dass nur die wenigsten Kinos imstande waren, den Raumklang des Weltraum-Epos realistisch wiederzugeben. Die Anlagen in vielen Kinos stammten aus der Nachkriegszeit; Monosound oder einfache Stereoboxen versorgten teilweise große Säle. Ob die Science-Fiction-Saga rund um Luke Skywalker und Darth Vader tatsächlich spektakulär klang, war reine Glückssache.

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Timeline: THX-Meilensteine

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1982: THX-GründervaterGeorge Lucas stellt 1982 den Audio-Ingenieur Tomlinson Holman an. Der soll die Audiowiedergabe im Kino optimieren, vor allem…

Kinonorm THX

George Lucas wollte sich damit nicht abfinden und stellte 1982 für die Produktion der Star-Wars-Episode "Die Rückkehr der Jedi Ritter" den Audiotechniker Tomlinson Holman ein. Seine Mission war die klangliche Seite der Macht. Das Ergebnis seiner Experimente ist bekannt: Aus "Tomlinson Holman's EXperiments" wurde die Kinonorm THX. Das Kürzel THX könnte sich aber auch aus dem ersten Film von George Lucas namens THX 1138 ableiten.

THX-Vorgaben fürs Kino

Holman definierte mit der THX-Kinonorm eine ganze Reihe von Voraussetzungen für realistischen Surround-Filmton von der Aufnahme über die Abmischung im Studio bis zur Wiedergabe. Sein Credo: In jedem Kino soll der Filmton genau so klingen, wie ihn der Regisseur und seine Tontechniker im Studio abmischen. Dafür müssen alle Komponenten der Wiedergabekette und ihre Klangeigenschaften aufeinander abgestimmt sein.

Beispiel: Dialoge. Während die Tontechniker den Sound in kleinen Studios abmischen, sind Kinosäle viel größer. Hochfrequente Töne wie Dialoge oder Musik werden dort jedoch auf dem langen Weg von den Boxen zum Zuschauer stärker gedämpft als Bässe. Damit das Publikum ebenso klare Stimmen hört, wie die Techniker sie im Studio abgemischt haben, sollen die hohen Frequenzen der Frontkanäle in Kino-Soundtracks gegenüber tiefen Tönen angehoben werden - so eine THX-Vorgabe.

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Weitere Vorgaben betreffen die klangoptimierte Einrichtung von Kinos, etwa mit einer schalldurchlässigen Leinwand, hinter der sich die Centerboxen aufstellen lassen. Ein akustisch entkoppelter Boden, nicht parallele Wände und Schall absorbierende Beläge sind vorgeschrieben, um stehende Wellen und Dröhnen zu verhindern. Auch eine Mindestdynamik und -basswiedergabe zählen zu den THX-Forderungen.

Zum Start von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" ging 1983 das erste THX-zertifizierte Kino in Los Angeles in Betrieb. Lucasfilm etablierte das THX-Siegel und den charakteristischen Trailer "The Deep Note" im Film-Vorspann nach und nach zu einem weltbekannten Markenzeichen und zu einem guten Geschäft.

Es ist egal, ob die dunkle Seite der Macht oder das Gute im Menschen im Kinosaal mit realistischer Dynamik zu Werke geht: Für den Werbeeffekt und den Qualitätsstandard des THX-Logos bezahlt der Kinobetreiber Lizenzgebühren und unterzieht seine Anlage einer regelmäßigen Prüfung. Im Gegenzug kann er für sein Kino gewährleisten, dass Filme so klingen, wie es die Tontechniker im Studio vorgesehen haben.

THX-Anpassungen fürs Heimkino

Zu Hause kann jeder mit seiner Heimkino-Anlage tun und lassen, was er für richtig hält. Doch auch für Heimcineasten hat THX Komponenten und Lösungen parat, die sich an den Kinovorgaben von Tom Holman anlehnen. Mit dem Heimkino-Boom in den USA Anfang der 90er-Jahre begannen die THX-Experten, ihre Vorgaben aus dem großen Kino ins überschaubare Heimkino zu übertragen und THX-Lizenzen für Heimkino-Komponenten zu entwickeln. Auch hier soll Filmton mit THX-Komponenten genau wie im Studio ertönen.

Weil Wohnzimmer aber andere klangliche Eigenschaften haben als Kinosäle, unterscheiden sich die beiden Lizenzen. Dialoge aus der tendenziell höhenbetonten Kino-Abmischung etwa klingen im Wohnzimmer oft zu grell. THX verlangt von Surround-Decodern daher, dass sie den Klang der Frontboxen in den Höhen absenken können. Dieses "Re-Equalizing" bietet jeder THX-Receiver.

Weitere Decoder-Vorgaben betreffen etwa die weiträumige Wiedergabe von Effekten auf den Rückkanälen ("Decorrelation") sowie die Anpassung der unterschiedlichen Klangfarben zwischen den Front- und den Rücklautsprechern (das sogenannte "Timbre Matching"). All diese THX-Klangbearbeitungen sollen prinzipielle Klangunterschiede zwischen Wohnzimmer und Kino ausgleichen.

Daneben regelt THX auch das dynamische Zusammenspiel von Decodern, Endstufen und Boxen, sodass Heimcineasten die gleiche Dynamik genießen wie im Kino.

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Der THX-Referenzpegel

Tom Holman hatte bereits für das Tonstudio und das Kino Vorgaben für den Audiopegel des Filmtons gemacht. Auch für das Heim-THX-System definierte er einen sogenannten THX-Referenzpegel: die Lautstärke, in der eine komplette THX-Anlage am Hörplatz ähnlich laut und dynamisch tönt wie die Kinoanlage im Zuschauerraum.

Bei THX-Vorstufen, -Vollverstärkern und -Receivern markiert die Laustärkeskala den THX-Referenzpegel in Form einer Null-Dezibel-Marke. Unterhalb des Referenzpegels stehen negative Werte. Für Endstufen und Boxen gibt THX die Eingangsempfindlichkeit und den Wirkungsgrad so vor, dass die Null-dB-Lautstärke in entsprechenden Räumen und den vorgesehenen Hörabständen dem Kinopegel entspricht.

Auch Eigenschaften der Lautsprecher legt THX fest. So sollen sie in allen Frequenzbereichen neutral klingen und hohe unverzerrte Maximallautstärken wiedergeben. Die Frontboxen müssen das Publikum in einem möglichst breiten Bereich gleichmäßig beschallen. Im Bass soll ein THX-Boxen-Set besonders tief und kräftig spielen, im Rücken der Zuschauer weiträumig.

Tom Holman gab für diese Eigenschaften auch Konstruktionen vor: THX-Sets bestehen aus drei identischen Frontboxen und einem oder zwei Subwoofern mit Trennfrequenzen von 80 Hertz. Die Surround-Boxen sind als Dipole konzipiert, damit die Effektwirkung ähnlich weiträumig ist wie im Kino, wo viele kleine Surround-Boxen rings um das Publikum eine Art Klangwolke produzieren. Viele dieser Ideen wurden über die Jahre auch ohne THX-Zertifikat von Herstellern übernommen.

THX-Lizenzen für Heimkino-Systeme

Die ersten THX-Heimkino-Komponenten kamen Anfang der 90er-Jahre auf den Markt: Technics präsentierte 1991 den ersten THX-Decoder, auch Lautsprecher gab es von den Japanern und in der Folge vor allem von US-Herstellern wie JBL oder Boston Acoustics. Ein Massenhit wurde der erste THX-Receiver TX-SV919, den Onkyo 1994 einführte und der im damaligen video-Test mächtig abräumte. Allmählich begannen auch europäische Hersteller, sich für THX zu interessieren. Lautsprecher Teufel aus Berlin war der erste, der THX-Lautsprecher in Deutschland entwickelte. Bis heute ist das Unternehmen damit sehr erfolgreich.

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Mit den Jahren wuchs das Angebot an Heimkino-Komponenten und -Ansprüchen, und auch THX erweiterte seinen Wirkungskreis. Aus der einheitlichen, sehr strengen THX-Norm für Heimkinos im US-typischen XXL-Format erwuchsen die beiden Lizenz-Versionen THX Ultra und THX Select. Die Select-Variante setzte die Vorgaben von THX in kleineren Wohnräumen um und fordert daher weniger Verstärkerleistung und nicht ganz so üppig dimensionierte Boxen.

Erst in den letzten Jahren hat sich THX noch kleineren Heimkino-Anwendungen zugewandt: Zunächst wurden PC-Lautsprecher zertifiziert, dann Heimkino-Systeme und Boxen. Seit Anfang 2012 gibt es auch THX-Lizenzen für 2.1-Lautsprecher-Sets und Soundbars. Die Soundbar-Norm wurde in Kooperation mit dem THX-Pionier Teufel entwickelt.

Mit der Erweiterung der Norm sollen die großen THX-Boliden indes nicht abgewertet werden. Jede THX-Lizenz ist gedacht für bestimmte Raumgrößen und Hörabstände. In der jeweiligen Dimension steht das Logo für die Dynamik, die THX-Erfinder Holman einst für das große Kino definiert hat.

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THX-Filme im Heimkino

Damit schließt sich der Kreis: THX machte einst Kinos fit, damit sie Filme mit optimalem Sound vorführen. Auf dem Weg ins Heimkino hat sich THX auch der Filme selbst angenommen. Ob auf Laser Disc, VHS-Kassette, DVD oder jetzt Blu-ray-Disk: In THX-Editionen wurden viele Filme in den letzten Jahrzehnten auch produktionsseitig in puncto Bild- und Tonqualität an Heimkino-Ansprüche angepasst. Oft entstanden dafür auch Teile von Filmen neu, etwa mit Dolby-Digital-Ton oder neu abgetastetem Bild.

Dazu kamen THX-Zertifikate für DVD- und Blu-ray-Player sowie Plasma-, LCD-TVs und Beamer. Letztere nehmen den Wunsch nach akkurater Bildabstimmung ernst: Neben dem Ton soll auch das Bild in exakt der Farb- und Helligkeitsabstimmung im Heimkino laufen, wie es aufgenommen und im Studio nachbearbeitet wurde. Dafür bieten THX-TVs einen Automatik-Modus sowie die Möglichkeiten für eine individuelle Farbkalibrierung.

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